Böse Schnupfen- und Hustenviren haben die meisten schon am eigenen Körper kennengelernt. Aber gibt es tatsächlich auch gute Viren? Professor Dr. Ulrich Lauer, Experte für Innere Medizin und Leiter der Forschungsgruppe Virotherapie am Universitätsklinikum Tübingen, führte anschaulich und methodisch einfallsreich durch über 60 Minuten Virologie.
Bereits vor seiner Vorlesung hatte Professor Lauer an die Kinder im Hohly-Saal der Joseph-Christian-Gemeinschaftsschule „gute und schlechte Viren“ verteilt: rosarote und grüne Zettel nämlich, als Symbol böser und guter Viren, für jedes Kind zwei, die die „Studierenden“ auch bald auf die Fragen von Professor Lauer begeistert in die Höhe hielten und anschließend als gute und böse Viren gestalten durften.
Wer hatte keinen Husten und Schnupfen im letzten Winter? Bitte melden!“ Nur wenige Finger gingen in die Höhe. Ulrich Lauer erwies sich während der folgenden Stunde als Meister der kindgemäßen, interaktiven Vorlesung und erzählte den rund hundert anwesenden Kindern von der bösen und von der guten Wirkung der Viren auf den Körper.
Hierzu holte er sich aus den Reihen des jungen Auditoriums seinen „Assistenten“ Ludwig auf die Bühne. „Wie kommen Viren in den Körper? Mit der „Virenspritze“ und einem Regenschirm demonstrierte er mit Ludwig und verschiedenen „Kommilitonen“, wie die Viren durch Niesen, Husten oder Händedruck weitergegeben werden und welche Tricks es gibt, dies zu vermeiden. Das besondere Wort hier heiße „Hygiene“; diese müsse in vielen Maßnahmen umgesetzt werden, so Ulrich Lauer.
Auf seiner PowerPoint-Präsentation, mit einfachen Beispielen und kleinen Rollenspielen bewegte sich Ulrich Lauer mit den Kindern durch die Welt der Viren. Themen sind die Eigenschaften und Vermehrung der Viren. Dargestellt wird des Weiteren, wie diese winzigen Hauptakteure der Vorlesung sichtbar gemacht werden können. „Wir in Tübingen benutzen dazu das Elektronenmikroskop“, sagte Ulrich Lauer. Viren können sich in rasanter Geschwindigkeit ausbreiten und viele gesunde Zellen im Körper zerstören. An Menschen aus Legos erklärte er den Aufbau des Körpers aus Zellen, die kaputtgehen, wenn die Viren eindringen und somit dem Körper erheblich schaden können. Aber man könne auch vorbeugen, durch Impfen nämlich. Bekannt waren den Kindern: „Impfung gegen Zecken, Masern oder Tetanus“.
Im Mittelalter, erklärt Professor Lauer, hätten die Menschen Pocken bekommen und seien oft daran gestorben. Diese schlimme Krankheit hätte man, schilderte er am Beispiel des ersten Impfpatienten James, nur durch Impfungen ausrotten können. Der englische Landarzt Edward Jenner fand vor etwa zweihundert Jahren heraus, dass Menschen, die sich mit Kuhpocken angesteckt hatten, keine Kuhpocken mehr bekommen konnten und auch gegen die sehr viel gefährlicheren Menschenpocken immun waren. „Bis 1976 habe man die Menschen in Deutschland gegen Pocken geimpft, weshalb diese eine Impfnarbe am Arm haben“, so Ulrich Lauer. Man habe dazu die Impfung mit ähnlichen, abgeschwächten Viren genutzt, guten Viren also, durch die man das Immunsystem stärken kann, sodass man nicht mehr schwer erkrankt. „Eigentlich sind Viren unsere Feinde, doch manchmal sind sie auch gute Freunde und sehr wichtige Helfer“, so Ulrich Lauer.
Bei der abschließenden Fragerunde beantwortete Ulrich Lauer die fundierten Fragen der interessierten „Studierenden“, die zeigten, dass diese fachlich vieles aus der Vorlesung mitgenommen haben.
Text: Kinder-Uni (SoLe)
Fotos: Kinder-Uni und Joseph-Christian-Gemeinschaftsschule Riedlingen