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Professor Randler: Wie kommt man ohne Kompass nach Afrika?

Über 140 „Studierende“ folgten interessiert der Vorlesung des Biologiedidaktikers, Professor Dr. Christoph Randler, von der Universität Tübingen in der Kulturhalle Ertingen.

Dieser zeigte gleich zu Beginn verschiedene Vögel wie Kohlmeise, Blaumeise, Buntspecht, Kuckuck und Kleiber. „Wie heißen diese? Welche könnt ihr im Winter am Futterhäuschen sehen? Welche ziehen in den Süden?“ Damit begann eine spannende Frage-Antwort-Runde, in der die Kinder gerne ihr Vorwissen und ihre Einschätzungen einbrachten.

Etwa die Hälfte der in Deutschland brütenden Zugvögel ziehen in den Süden und nehmen eine lange und gefährliche Reise auf sich. „Warum wohl?“, fragte Professor Randler. Gemeinsam mit den „Studierenden“ ging er den Gründen nach und die Kinder erfuhren, dass es weniger die Winterkälte, wie von vielen vermutet, sondern vor allem der Mangel an erreichbarer Nahrung ist, der hier eine Rolle spielt. Vor allem Insektenfresser zieht es in dorthin, wo das Angebot üppiger ausfällt.

Auch Vogelringe zog der Tübinger Wissenschaftler aus seinen Kisten mit Anschauungsmaterial und gab sie zur näheren Betrachtung an die Kinder aus. Er erklärte, dass die wissenschaftliche Vogelberingung zu wichtigen Erkenntnissen beiträgt. Neben natürlichen Hindernissen wie Wüsten und Meere treffen Zugvögel bei ihrer Reise aber auch auf menschengemachte Gefahren wie ungesicherte Strommasten und illegale Fangnetze. Auch ein Foto von einem Weißstorch, dessen Flügel durch einen Pfeil durchbohrt war, verdeutlichte die Gefahren in drastischer Weise.

Dann ging es um die Orientierung. Mit Hilfe von Leitkegeln durften die „Studierenden“ die Himmelsrichtungen vor der Bühne markieren. So entstand ein Feld, in dem das Flugverhalten einzelner Zugvögel wie Mönchsgrasmücke und Star simuliert wurde. Hierzu schlüpften die Kinder selbst in die Rolle der Zugvögel und gaben jeweils flügelschlagend die Zugrichtung an. Abflugzeit, Zugrichtung und auch die Entfernung sind bei den meisten Zugvogelarten genetisch verankert. Selbst Zugvögel, die in Käfigen gehalten werden, können zur Flugzeit unruhig werden und wollen in eine bestimmte Richtung fliegen, so Professor Randler.

Deutlich wurde bei den Simulationen auch, wie sich die Vögel orientieren können. Der Sonnenstand hilft z.B. Staren, die korrekten Himmelsrichtungen zuzuordnen. Um dies zu zeigen, wurden mit Taschenlampe und Spiegel eine Versuchskonstellation dargestellt. Mit einer solchen hatten Forscher den Staren vorgespielt, die Sonne ginge um 90 Grad verändert auf und unter. Sofort flogen die Stare um 90 Grad gedreht, was die Kinder wiederum begeistert als Zugvögel nachspielten.

Nachts spielt die Orientierung am Sternenhimmel und tagsüber z.B. an Flüssen oder Meeresküsten eine Rolle. Außerdem verfügen Vögel über einen eingebauten Magnetkompass, der ihnen insbesondere bei schlechtem Wetter den Weg weist. Die „Studierenden“ vermuteten, dass der Magnetsinn im Kopf sitzt. „Ganz richtig!“, bestätigte Professor Randler die Einschätzung. „Die Magnetrezeptoren befinden sich im Auge, genauer im rechten Auge.“

Zum Schluss konnten sich die Kinder mit ihrem Wissen an einem interessanten Zugvogel-Quiz beteiligen. Hier sowie während der gesamten Vorlesung nutzen sie die vielfältigen Möglichkeiten, sich aktiv einzubringen. Sie dankten Professor Randler durch einen lauten, langanhaltenden Klopfapplaus.

Text und Fotos: Kinder-Uni (sole)

Auszeichnung der Kinder-Uni-Bachelor- und Kinder-Uni-Masterabsolventen

Während der Veranstaltung wurden zahlreiche wissbegierige „Studierende“ für die fleißige Teilnahme an den Kinder-Uni-Vorlesungen mit der Bachelor- oder der Master-Urkunde ausgezeichnet.

Hier auf den Fotos mit Elisabeth Sontheimer-Leonhardt (Vorsitzende der Kinder-Uni), Gabriele Blender (Stellv. Schulleiterin der Michel-Buck-GMS) sowie Prof. Dr. Christoph Randler.

Fotos: Michel-Buck-Schule Ertingen