Allgemein

Professor Uwe Ilg: Unsere Sinne beeinflussen sich gegenseitig

Große Begeisterung weckte die erste Vorlesung im neuen Wintersemester 2023/2024 der Kinder-Uni-Oberschwaben an der Donau-Bussen-Schule in Unlingen. Zu Gast war Prof. Dr. Uwe Ilg von der Universität Tübingen, der auch am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung tätig ist. Als Neurowissenschaftler erforscht er dort, wie das Gehirn Botschaften der Sinne verarbeitet. In seiner anschaulichen und bewegten Vorlesung rund um die Sinne ging er unter anderem der Frage nach: „Warum verschwindet die Maus?“

Gleich zu Beginn der Veranstaltung lud er die etwa hundert „Studierenden“ in der Unlinger Gemeindehalle zu einem Experiment ein. Die Kinder durften auf ihren Stuhl steigen und auf einem Bein stehen. Zunächst mit offenen Augen, dann mit geschlossenen! Dabei stellt die junge Teilnehmerschaft Erstaunliches fest: Auf einem Bein stehen ist viel einfacher, wenn man die Augen geöffnet hat. Die Sinne des Menschen, erklärte Ilg, beeinflussen sich nämlich jeweils gegenseitig: Beim Auf-einem-Fuß stehen unterstützt der Seh-Sinn den Gleichgewichtssinn.

 „Ihr könnt euch das Gehirn vorstellen wie eine große Menschenmenge, die bei einem Public Viewing ein Fußballspiel anschaut“, erklärte Ilg. So wie die Menschen vor der Leinwand sich unterhalten, so reden auch die Nervenzellen des Gehirns ständig miteinander, analysieren die Informationen, die sie von den Sinnesorganen erhalten und tauschen sich darüber aus. Da kommt es auch vor, dass die einen beim Spiel ein Foul sehen und die anderen nicht. Und so wie die Menschen vor der Leinwand, so machen sich auch die Nervenzellen ihr eigenes Bild von der Welt.

Wie sehr das Gehirn die Wahrnehmung beeinflusst, zeigt sich vor allem bei verschiedenen Illusionen, sogenannten Sinnestäuschungen. Hierzu hatte Uwe Ilg zahlreiche Beispiele dabei, die er den Kindern zeigte, diese ausprobieren ließ und durch ihre unterschiedlichen Wahrnehmungen oftmals in Erstaunen versetzte.

Die Kinder beteiligten sich begeistert und erfuhren, dass Sehen vor allem im Gehirn stattfindet. Viele Illusionen erklären sich dadurch, dass sich Nervenzellen an Dinge gewöhnen, dass Nervenzellen miteinander sprechen, dass sie sich „mal so oder mal so entscheiden“ oder ob sie ganz einfach ein- oder ausgeschaltet sind, resümierte der Wissenschaftler.

Schließlich konnten die „Studierenden“ auch ausprobieren, wie man die Maus auf dem Blatt verschwinden lassen kann. „Das Bild der Maus fällt auf die Stelle, an der im Auge das Kabel, der sogenannte Sehnerv, aus dem Gehirn mündet“, erklärte Uwe Ilg. Die Lichtstrahlen, die von der Maus auf diesen „Blinden Fleck“ im Auge treffen, können dort nicht aufgenommen werden. Daher lässt sich auch die Frage beantworten: „Warum verschwindet die Maus?“

Text: Kinder-Uni (sole)

Foto: Donau-Bussen-Schule Unlingen