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Kinder-Uni Oberschwaben: Warum ging Udo aufrecht?

Nahe der Gemeinde Pforzen im Ostallgäu machte Professorin Madelaine Böhme, Paläontologin an der Universität Tübingen eine sensationelle Entdeckung. Sie fand im Jahr 2016 Knochen eines Primaten, der hier vor 11,5 Millionen Jahren lebte. Sie und ihr Team nannten ihn Danuvius guggenmosi. Schnell bekam er den Spitznamen Udo, denn Udo Lindenberg feierte an jenem Tag seinen 70. Geburtstag.

Rund 80 kleine „Studierende“ aus verschiedenen Schulen fanden sich mit einigen Lehrkräften im „Hörsaal“ der Federseeschule Bad Buchau ein, wo am Eingang ihre Studierendenausweise abgestempelt wurden. Eine große Abbildung fossiler Knochen gaben zu ersten Mutmaßungen und Fragen der neugierigen Kinder Anlass. Hier begann Madelaine Böhme von ihrem bedeutsamen Fund in der Tongrube „Hammerschmiede“ zu berichten. Sie hatte Fossilien einer bisher unbekannten Primatenart entdeckt, die sich sowohl kletternd als auch auf zwei Beinen fortbewegen konnte.

Die projizierten Folien zeigten zunächst die Paläontologin selbst mit ihrem Team beim Graben. Auch Studenten, Bürger und Kinder gruben hier mit, und fanden in den letzten Jahren tausende fossile Teile wie Fingerknochen oder Wirbel von verschiedenen Lebewesen, die wissenschaftlich untersucht wurden. „Udos Skelett ist mit 21 Teilen der vollständigste Fund“, erklärte Böhme.

„Dies ist Jenny, ein Schimpanse“, sagte sie und erläutert die unterschiedliche Anatomie von Schimpansen und Mensch. „Die Fähigkeit aufrecht zu gehen, gilt als zentrales Merkmal von Menschen. Aber woran kann man erkennen, dass Udo aufrecht gehen konnte?“

“Einige Knochen ähneln mehr dem Menschen als dem Menschenaffen. Seine Wirbel lassen erkennen, dass er eine S-förmige Wirbelsäule hatte“. „Und die Schienbeine verraten: Udo hatte X-Beine wie wir und nicht O-Beine eines Menschenaffen“, so die Professorin, die noch weitere Merkmale erläuterte.

Nachgüsse von Udos Schienbein und Elle konnten von den Kindern angefasst und näher betrachtet werden. Auch der Fuß wurde genauer untersucht und festgestellt: „Udo hatte einen Greiffuß und keinen Lauffuß. Er griff mit dem Fuß, stand aber trotzdem aufrecht.“

Viele Fragen der „Studierenden“ folgten: „Was hat Udo damals gegessen? “Wie hat er gelebt?“ Wie stark war der nur etwa ein Meter große und 31 kg schwere Udo? Zum Schluss dankten die Anwesenden Madelaine Böhme durch lautes Klopfen.

Foto (Federseeschule): Professorin Madelaine Böhme ist im Rahmen der Kinder-Uni zu Gast an der Federseeschule Gemeinschaftsschule Bad Buchau.